Spinale Tumore an der Brustwirbelsäule
Spinale Tumore bezeichnen sowohl gutartige als auch bösartige Wucherungen. Sie können von den verschiedenen anatomischen Strukturen der Wirbelsäule, von Nervenwurzel oder Rückenmarkshüllen ausgehen.
Intraspinale Tumore werden entsprechend ihrer Lage zur Rückenmarkshaut in extradurale (ausserhalb der Rückenmarkshaut) und intradurale (innerhalb der Rückenmarkshaut) Tumore unterteilt. Bei den intraspinalen Tumoren wird zusätzlich eine Unterteilung entsprechend der Lage zum Rückenmark in intramedullär (innerhalb des Rückenmarks) und extramedullär (ausserhalb des Rückenmarks) vorgenommen.
Von den intraduralen Tumoren sind 70-80% extramedullär gelegen und 20-30% intramedullär. Spinale Tumore betreffen häufiger Frauen mittleren Alters.
Spinale Tumore an der Brustwirbelsäule
Symptome und Diagnostik
Die beschriebenen Beschwerden sind stark abhängig von der Lage des Tumors. Spinale intradurale Tumore führen in 65% der Betroffenen zu Schmerzen, welche in der Regel auch das erste Symptom sind. Bei zunehmendem Wachstum kommt es zu motorischen und sensorischen Defiziten, welche in 40% der Fälle beschrieben sind.
Wächst der Tumor in der Nähe einer Nervenwurzel so werden die Hauptbeschwerden in den Armen und Beinen berichtet. Im Falle eines Tumorwachstums im Rückenmark oder Kompression des Rückenmarks kann es zu Gangstörungen und Blasen-Mastdarmstörungen (5-15% der Fälle) kommen. Bei einer Lokalisation an der oberen Halswirbelsäule sogar bis zur Atemnot. Die Beschwerden treten schleichend auf und sind über eine lange Zeit hinweg indolent.
Bei einem intraduralen Tumor ist die MRI-Untersuchung die Diagnostik der Wahl, um die nervalen Strukturen und den Tumor darzustellen. Je nach Entität des Tumors zeigt sich eine spezifische Anreicherung des gegebenen Kontrastmittels. Durch die MRI Bildgebung lässt sich die Entität des Tumors bereits häufig erkennen. Eine CT-Bildgebung ist in Fällen mit Beteiligung der knöchernen Strukturen sinnvoll. Eine Gefässdarstellung ist bei stark durchbluteten Tumoren indiziert.
Intraspinale intradurale extramedulläre Tumore
Die häufigsten intraspinal extraduralen extramedullären Tumore sind Meningeome, welche von der Rückenmarkshülle ausgehen oder Neurinome, welche von den sensorischen Fasern der Nervenwurzel ausgehen. Sowohl Meningeome als auch Neurinome sind in der Regel gutartige Tumore, die ein langsames Wachstum zeigen.
Intraspinale intradurale intramedullär Tumore
Intraspinale intradurale extramedulläre Tumore sind sehr selten. Gliome machen ca. 80% aller intraduralen intramedullären Tumore aus und werden weiter unterteilt. In 60-70% handelt es sich hierbei um Astrozytome und in 30-40% im Ependymome. Die dritthäufigsten Tumore sind Hämangioblastome.
Operative Therapie
Nicht jedes spinale Meningeom oder Neurinom muss sofort operativ behandelt werden. In Abhängigkeit von der Grösse und Lage des Tumors kann er durch klinische und radiologische Verlaufskontrollen überwacht werden.
Unabhängig davon, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt, sollte eine Operation durchgeführt werden sobald, motorische oder sensorische Defizite auftreten. Durch die Resektion des Tumors wird das Volumen, welches auf die Nervenwurzel oder das Rückenmark drückt, reduziert und eine mögliche Verschlechterung der Symptome bei Wachstum des Tumors reduziert. Eine Resektion des Tumors im frühen Stadium vereinfacht die Operation und birgt weniger Risiken für den Patienten.
Die Operation wird in den meisten Fällen vom Rücken her unter mikroskopischer Sicht durchgeführt. Intraoperativ werden die Funktionen der Nervenwurzel und des Rückenmarks während der Tumorresektion überwacht.
Eine alternative zur operativen Therapie stellt die Radiochirurgie dar, die bei operativ schwer zu erreichenden Tumoren oder bei Patienten, bei denen eine Kontraindikation zur Operation besteht, eingesetzt werden kann.
Erfolgschancen und Nachbehandlung
In mehr als 90% der Fälle lässt sich der Tumor komplett entfernen. Aufgrund der Manipulation während der Operation kann es in bis zu 30% der Fälle zu neuen sensiblen Missempfindungen kommen, welche innerhalb der ersten 3 postoperativen Monaten wieder verschwinden sollten.
Schwere neurologisch Komplikationen in Form von Verletzungen des Rückenmarks sind sehr selten (<5%).
Nach einer Operation von vorne kann es in den ersten zwei Wochen nach der Operation zu lokalen Beschwerden im Bereich der Wunde kommen. Nach einer Operation folgt in der Regel ein 4-7-tägiger stationärer Aufenthalt, bevor der Patient nach Hause gehen kann. Innerhalb des ersten Jahres werden bei Patienten regelmässig klinische und radiologische Verlaufskontrollen durchgeführt. Die weitere Therapie ist vom histopathologische Befund abhängig.