Arthrose des Atlantoaxialgelenks

Eine Arthrose entsteht durch eine natürliche Degeneration (Abnutzung) der Halswirbelgelenke. Dabei kommt es zu einem Verschleiss der Knochen und Gelenksfläche, in der Folge entstehen Knochenanbauten, die schmerzhafte Nerveneinklemmungen oder Irritationen oder lokale Schmerzen im Bereich der Gelenke verursachen können.

Die Arthrose beginnt oft bereits ab dem 40. Lebensjahr und betrifft Männer häufiger als Frauen. Mit zunehmendem Alter verschlimmert sich die Arthrose und die Beschwerden nehmen zu. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer Fehlstellung der Gelenke kommen.

Eine Arthrose der obersten beiden Halswirbelkörper bezeichnet man als Atlantoaxialgelenksarthrose, sie kann entweder am lateralen Atlantoaxialgelenk oder am Atlantoodontoidgelenk auftreten (siehe Abbildung 1). Die Atlantoaxialgelenksarthrose hat eine Prävalenz von ca. 4% und wird oft übersehen als ursächliche Diagnose für Nackenschmerzen oder Bewegungseinschränkung des Kopfs.

Arthrose des Atlantoaxialgelenks

Beschwerden und Diagnostik

Patienten mit einer symptomatischen Atlantoaxialgelenksarthrose berichten über Schmerzen, welche tief im Nacken lokalisiert sind und einen druckartigen Charakter haben. Häufig wird über ein Ausstrahlen der Schmerzen in den Hinterkopf berichtet.

Bei vorliegender Erkrankung können die Beschwerden auf der Seite dominanter sein, welche auch radiographisch von der Arthrose schwerer betroffen ist. Bei Rotationsbewegung, Seitneigung und kräftigem Drücken an den Gelenken verstärken sich die Schmerzen. Bei vielen Patienten kommt es zu einer verminderten Beweglichkeit des Kopfs, speziell zu der Seite, welche von der Arthrose vermehrt befallen ist. Besteht eine Atlantoaxialgelenksarthrose über längere Zeit hinweg, so kann es in diesem Segment zu einer Instabilität kommen.

Die Occipitalneuralgie ist eine Erkrankung, die ähnliche Beschwerden wie die Atlantoaxialgelenksarthrose hervorruft, von dieser aber unterschieden werden muss. Das Alter der Patienten ist jünger,  die Schmerzen haben einen anderen Charakter (scharf, brennend, pochend) bei der Occipitalneuralgie.

Bei Patienten, die Symptome einer Atlantoaxialgelenksarthrose haben, kann eine Röntgen- und CT-Bildgebung veranlasst werden, um die Diagnose zu bestätigen.

Arthrose kraniozervikal

Konservative Therapie

Die konservative Therapie beinhaltet die Einnahme von nicht steroidalen entzündungshemmenden Medikamenten (NSAIDs), von muskelrelaxierenden Medikamenten oder Opiaten. Beim Versagen der medikamentösen Therapie können Infiltrationen der Facettengelenke, ein Block des Occiput, Infiltrationen von Schmerztriggerpunkten, das Tragen einer Orthese veranlasst werden.

Zusätzlich kann immer eine physikalisch-therapeutische Lockerung der oft verspannten Nackenmuskulatur erfolgen. Der Effekt dieser konservativen Therapiemassnahmen ist wechselhaft und in Langzeitverlaufsuntersuchungen konnte bisher keine nachhaltig suffiziente Erfolgsrate nachgewiesen werden.

Operative Therapie

Beim Versagen der konservativen Therapie kann eine operative Therapie indiziert werden. Das Ziel der operativen Therapie ist es, das Atlantoaxialgelenk durch eine Fusion der beiden Wirbelkörper  ruhigzustellen. Hierbei kommen zwei unterschiedliche operative Verfahren zum Einsatz, bei beiden Methoden werden die beiden Wirbelkörper durch Schrauben und Stäbe miteinander fixiert.

Die Operation erfolgt in Bauchlage mit inkliniertem und fixiertem Kopf. Nachdem die Muskulatur des tiefen Nackendreiecks in subperiostaler Technik abgeschoben wurde werden die knöchernen Strukturen des hinteren Atlasbogens (C1) sowie die Lamina samt Facettengelenk des Axis (C2) dargestellt. Bei der operativen Technik nach Magerl wird je Seite eine transartikuläre Schraube durch das Atlantoaxialgelenk gesetzt, um dieses ruhigzustellen.

Um eine Fusion der beiden Wirbelkörper zu erzielen wird autologer Knochen zwischen dem hinten Atlasbogen und dem Dornfortsatz des Axis angelagert. Mit einem Haken, welcher vom Schraubenkopf zum hintern Atlasbogen  gespannt wird, kann zusätzliche Stabilität geschaffen werden.

Bei der operativen Technik nach Harms werden die beiden Wirbelkörper mit einem Schrauben-Stabkonstrukt stabilisiert. Die C1/2-Gelenke werden angefrischt, um eine Fusion zu fördern.

Erfolgschancen und Nachbehandlung

In den ersten zwei Wochen nach der Operation kann es zu Beschwerden und lokalen Schmerzen im Bereich der tiefen Nackenmuskulatur kommen, welche im Verlauf wieder rückläufig sind.

Nach einer Operation folgt in der Regel ein 5-7 tägiger stationärer Aufenthalt, bevor der Patient nach Hause gehen kann. Durch eine operative Therapie können die tiefen Nackenschmerzen innerhalb der ersten Jahre mehr als halbiert werden. In ca. 5-8% der Fälle kann es zu intraoperativen Komplikationen an den Gefässen kommen.

Bereits während des Spitalaufenthalts führt ein Physiotherapeut die Patienten in ein Übungsprogramm ein, welches aus isometrischen (die Muskeln gleichmässig anspannenden) Spannungsübungen, besteht. Ziel ist es, die stabilisierenden Muskeln der Halswirbelsäule zu kräftigen. Nach dem Austritt sollen diese Übungen vom Patienten ein- bis zweimal täglich eigenständig durchgeführt werden. Parallel dazu bis zur ersten Nachkontrolle ist eine ambulante physiotherapeutische Therapie erstrebenswert.