Sakrale Wurzeltaschenzysten (Tarlov Zysten)

Die sakralen Wurzeltaschenzysten (Tarlov Zysten) haben eine Prävalenz von ca. 9% und sind am häufigsten in den Segmenten S2 und S3 lokalisiert. Sie gehen typischerweise von den sakralen Nervenwurzeln und hier genauer von den Hinterwurzeln aus. Sie sind typischerweise extradurale meningeale Zysten mit Nervenfasern in der Zystenwand, eine Kommunikation zum Nervenwasserraum besteht in der Regel nicht.

Es wird angenommen, dass ein Fluss von Nervenwasser in die Zyste hinein bei gestörtem Abfluss im Sinne eines Ventilmechanismus zu einer Grössenzunahme führt und damit die Ursache für Beschwerden sein kann. Die Mehrzahl der Patienten befinden sich im mittlerem und höherem Lebensalter und sind weiblich.

Sakrale Wurzeltaschenzysten (Tarlov Zysten)

Symptome und Diagnostik

In knapp der Hälfte der Fälle können über einen längeren Zeitraum keine Beschwerden auftreten gefolgt von wiederkehrenden Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in die Beine. Durch das Gleiten und die Überbeweglichkeit der Wirbelkörper werden die kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) überbelastet.

Dies kann in dem erkrankten Segment zu einer schmerzhaften Arthrose (Spondylarthrose) mit Rückenschmerzen einhergehen. Die Rückenschmerzen treten vor allem bei Belastung (Laufen, Stehen, Sitzen) auf und reduzieren sich bei flachem Liegen wieder. Durch das Gleiten kommt es zu einer Einengung des Spinalkanals und der Nervenwurzeln.

Das Abquetschen der Nervenwurzeln führt zu Funktionsausfällen und Schmerzen, welche in die Hüfte und typischerweise in beide Beine ausstrahlen. Zusätzlich kann es zu Missempfindungen (Kribbeln, Taubheit, Brennen) und Muskelschwäche in den Beinen kommen.

Das Gangbild kann sich durch die Schmerze und häufig einsetzenden Schonhaltung sowie durch die Muskelschwäche verändern und es kommt zu einem Hinken. In sehr selten, aber schweren Fällen verliert der Patient Funktion der Blase und des Darms.

Da Tarlov Zysten nur in seltenen Fällen symptomatisch werden sollten alle möglichen Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden. Hierzu gehören degenerative Erkrankungen der Bandscheiben, Facetten- und Iliosakralgelenk-Syndrom, Instabilität des lumbalsakralen Übergangs, urologische, gynäkologische und abdominelle Abklärung.

Die MRI Bildgebung ist geeignet um die Form und Grösse der Zyste darzustellen. In der T2 gewichteten Sequenz stellt sich die Zyste hyperintens dar. Eine CT-Bildgebung eignet sich um mögliche Arrosionen des Knochens darzustellen. Um eine Kommunikation der Zyste zum Nervenwasserraum zu evaluieren muss eine post Myelographie CT-Bildgebung durchgeführt werden.

Lumbosakrale Übergangswirbel

Operative Therapie

Es gib keine klare Datenlage für die Therapie von Tarlov Zysten. Das Ziel der jeweiligen Therapien ist es jedoch immer das Volumen der Zyste zu reduzieren, den kompressiven Effekt durch eine Dekompression des Knochens zur verringern oder den Ventilmechanismus zu unterbinden. Um das Volumen der Zyste zu reduzieren kann eine CT-gesteuerte Punktion und Aspiration der Zyste mit anschliessender Injektion von Fibrinkleber durchgeführt werden.

Die operative Therapie erfolgt in Vollnarkose, Bauchlage und mittels eines Mikrokops. Der Zugang zur Wirbelsäule erfolgt über die Mittellinie. Nachdem die Muskulatur und die Weichteile zur Seite präpariert wurden und das Sakrum dargestellt ist wird der Knochen ausgedünnt und reseziert. Die Zyste wird exponiert und kann im nächsten Schritt der Operation entweder teilreseziert werden oder um Nervenwasserraum gefenstert werden.

Erfolgschancen und Nachbehandlung

Die Erfolgschancen einer Operation liegen bei ca. 80% und sind vergleichbar mit denen der Intervention. Die speziellen Risiken einer Operation sind Wundheilungsstörungen, Nervenwasserfisteln und temporäre Missempfindungen. Selten kann es zu Funktionsstörungen der Blasen-Mastdarmfunktion kommen. Die Rate an Komplikationen ist bei einer operativen Therapie im Vergleich zu einer Intervention. Die Rate an Rezidiven ist allerdings höher in der Gruppe der Interventionen.

Nach einer Operation folgt eine ca. 7 tägiger stationärer Aufenthalt. Eine Mobilisation erfolgt mittel Anleitung durch die Physiotherapeuten und sollte bei Austritt komplett selbstständig möglich sein. Eine erste ambulante Kontrolle erfolgt nach ca. 4 Wochen.