Wirbelmetastase

Die häufigsten intraspinal extraduralen Tumore sind Metastasen, die in 80% der Fälle in den Wirbelkörpern befinden. Hierbei handelt es sich um Absiedlungen von Tumoren der Lunge, der Brust oder der Prostata. Auch Hautkrebs und Erkrankungen der blutbildenden Organe (Lymphom) können Absiedlungen in der Wirbelsäule hervorrufen.

Metastasen für in der Regel zu einer Destruktion des Knochens und damit zu einer Instabilität der Wirbelsäule. Zusätzlich können sie bei Wachstum auf das Rückenmark oder Nervenwurzeldrücken und so zu neurologischen Symptomen (im schlimmsten Fall lähmendem Querschnittssyndrom) führen.

Die Wirbelsäule ist der häufigste Ort des muskuloskeletalen Systems, an dem es zu einer Absiedelung eines Primärtumors (Karzinom) kommt. In 10-30% aller Patienten mit einem Primärtumorleiden kommt es zu Wirbelmetastasen, die Beschwerden verursachen können. In 5-10% der Fälle kommt es dabei zu einer epiduralen Kompression des Rückenmarks.

Das durchschnittliche Alter eines Patienten mit einer Wirbelmetastase liegt bei knapp 55 Jahren, wobei hier Männer häufiger betroffen sind. Die häufigsten Lokalisationen der Primärtumoren sind die Brust-, die Prostata- und die Lunge. Über den Blutkreislauf kommt es initial zu einem Befall des Wirbelkörpers, durch das weitere Wachstum werden schliesslich auch die anderen Strukturen befallen bis es schlussendlich zu einer Kompression des Rückenmarks oder der nervalen Strukturen kommen kann.

Ein Wachstum nach intradural oder intramedullär (im Rückenmark) ist mit weniger als 2% sehr selten. In knapp 10 % der Fälle ist kein Primärtumor bekannt, und so kann das Auftreten einer Wirbelmetastase zur Erstdiagnose führen.

Wirbelmetastase

Symptome und Diagnostik

Die ersten Symptome einer Metastase treten in der Regel schleichend auf, daher wird die Diagnose häufig erst mit einer Verzögerung von 6-12 Wochen gestellt. Symptomatisch werden Patienten zunächst mit lokalen Schmerzen in der Wirbelsäule, die sich bei Belastung (z.B. Stehen, Laufen oder Sitzen) verstärken können die im Liegen vor allem nachts eine Zunahme zeigen.

Bei deutlich vorangeschrittenem Wachstum der Metastase und Kompression der Nerven oder des Rückenmarks kann es zu diversen Beschwerden kommen. Es kann je nach Lage der Metastase zu einer Schmerzausstrahlung oder Missempfindungen entsprechender versorgenden Nervenwurzel in den Armen, im gürtelförmig im Thorax oder in die Beine kommen.

Bei höhergradiger Kompression kann es zu Lähmungen einzelner Muskelgruppen mit Funktionseinschränkung im Sinne einer Feinmotorikstörung oder Gangstörung kommen. Im schlimmsten Falle kann sich das komplette Bild einer Querschnittslähmung mit Blasen-Mastdarm Störungen zeigen.

Eine bildgebende Diagnostik wir veranlasst, sobald die neurologische Untersuchung und die Anamnese den Verdacht erhärten, dass es sich um eine Metastase handeln könnte. Die MRI Bildgebung wird mit Kontrastmittel durchgeführt und kann so detailliert die Weichteile und Metastase darstellen. Jegliche Kompression der nervalen Strukturen und des Rückenmarks können sich festgestellt werden.

Durch die CT-Bildgebung ist schnell verfügbar und dauert in der Durchführung nur wenige Minuten, Hiermit lassen sich die knöchernen Strukturen der Wirbelsäule darstellen, welches zur Abschätzung der Destruktion und möglichen Instabilität der Wirbelsäule wichtig ist.

Die Röntgenaufnahme hat eine spezielle Bedeutung, da durch diese Aufnahme das Profil der Wirbelsäule im Stehen und bei Bewegung (Beugen und Strecken) simuliert werden kann und damit Rückschlüsse zulässt, welche bei den liegenden Aufnahmen des MRT und CT nicht zu erkennen sind.

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Konservative Behandlung

Die Dringlichkeit einer Therapie hängt vor allem vom neurologischen Status und der Gesamtkonstitution des Patienten ab. Bei einer schnell und neu aufgetretenen Schwäche in den Beinen oder den Armen, welche zu einer Immobilität führen, sollte sofort eine Diagnostik und entsprechende Therapie erfolgen.

Bei einer bekannten Metastasierung der Wirbelsäule und milden Symptomen mit Schmerzen entsprechend einer Reizung oder Kompression der Nervenwurzel sollte eine Diagnostik innerhalb der nächsten 24 Stunden veranlasst werden und eine weitere Therapie entsprechend der Befunde geplant werden.

Bei Patienten mit einer bekannten Metastasierung der Wirbelsäule und nun alleinigen Rückenschmerzen ohne Zeichen einer Nervenwurzelreizung oder Rückenmarksaffektion kann eine Diagnostik ambulant durchgeführten werden und die weitere Therapie elektiv geplant werden.

Das Ziel der Therapie besteht aus mehreren Schritten, wie einer Reduktion oder komplette Resektion der Masse der Metastase, den Druck der Kompression auf die Nerven zu reduzieren, und die Stabilität der Wirbelsäule wieder herzustellen, um so die Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule zu lindern.

Das Therapiekonzept zur Behandlung einer Wirbelmetastase sollte immer in einem interdisziplinären Ansatz besprochen werden. Dabei sind Onkologen der jeweiligen Fachdisziplin, Strahlentherapeuten und Radiologen involviert. In den Entscheidungsprozess geht ein welcher Primärtumor die Ursache für eine Metastase der Wirbelsäule ist, ob eine Kompression der Nerven oder des Rückenmarks besteht, wie sensibel der Tumor auf Bestrahlung ist, ob eine Instabilität der Wirbelsäule vorliegt und wie diese Gesamtsituation des Patienten ist bzgl. der Tumorausdehnung.

Operative Therapie

Die Dringlichkeit einer Operation hängt von der Beschwerdesymptomatik und dem zeitlichen Verlauf ab. Die Wahl der richtigen Operationstechnik hängt davon ab, wie viele Segmente der Wirbelsäule von der Metastase befallen sind, ob eine Kompression der Rückenmarks oder der Nervenwurzel vorliegt und vom Grad der Instabilität.

Das Ziel einer Operation sollte sein möglichst schonend die Metastase von den nervalen Strukturen zu entfernen und damit die Kompression auf die Nerven zu reduzieren. Dabei sollte ein Zugang gewählt werden, der so wenig wie möglich das umliegende Gewebe traumatisiert.

Bei einer alleinigen Affektion des Wirbelkörpers mit pathologischer Fraktur kann einer Kypho- oder Vertebroplastie durchgeführt werden. Diese Methode wird vor allem zur Behandlung von Rückenschmerzen eingesetzt und erzielt bei über 80% der Patienten zu einer funktionellen Verbesserung. Sollte eine Instabilität mit Fehlstellung vorliegen so kann hier in perkutaner Technik einer Stabilisation vorgenommen werden.

Bei grösserer Destruktion der Wirbelsäule mit gleichzeitiger Fehlstellung muss in Abhängigkeit der Gesamtsituation des Patienten entscheiden werden, ob eine Stabilisation und Rekonstruktion der Wirbelsäulenstrukturen durchgeführt wird.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung ist stark abhängig von der zugrundliegenden Tumorerkrankung und durchgeführten Operation. Nach einer Operation sollte die Mobilisation mithilfe der Physiotherapie zügig erfolgen und eine eigenständige Mobilität bis zum Austritt herstellt werden. Von Seiten der Wirbelsäulenchirurgie sind die Reduktion der Schmerzen, das Herstellen der Wirbelsäulenstabilität und die Dekompression der nervalen Strukturen oberstes Ziel.

Die Prognose der Erkrankung ist von verschiedenen Faktoren abhängig, unter anderem von der zugrundeliegenden Tumorerkrankung, dem Vorliegen von Metastasen in anderen Organen und der Gesamtkonstitution des Patienten. Die Mobilität des Patienten hat dabei erheblichen Einfluss auf die weiteren Therapien.