Lumbale Spinalkanalstenose
Die Lendenwirbelsäule besteht aus 5 Wirbelkörpern und den dazwischen liegenden Bandscheiben, zusammen umfassen diese 5 Wirbel auch den Spinalkanal. Neben seltenen angeborenen oder tumorbedingten Engstellen kommt es im Laufe des Lebens zu einem natürlichen Abnutzungsprozess (Degeneration), welcher in der Folge zu einer Verengung des Spinalkanals führt.
Durch den Verlust von Wasser aus der Bandscheibe kommt es zu einem Höhenverlust und Vorwölbung (Protrusion) des äusseren Faserrings. In der Folge werden die kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) und die Bänder, welche zwischen den Wirbelbögen laufen, vermehrt belastet und nehmen an Umfang zu. Durch die Vorwölbung der Bandscheibe von vorne und die vergrösserten Bänder und Gelenke von hinten kommt es schliesslich zu einer Verengung des Spinalkanals.
Bei ca. 40% aller Personen im Alter von über 65 Jahren finden sich im Röntgen und MRI Anzeichen einer Verengung des Spinalkanals, obwohl diese oft noch keine Beschwerden haben.
Lumbale Spinalkanalstenose
Symptome und Diagnostik
Durch die Verengung des lumbalen Spinalkanals haben die darin laufenden Nerven zunehmend keinen Platz mehr und werden zunehmend gedrückt. Vor allem bei alltäglichen und physiologischen Bewegungen wie dem Laufen und bei Belastung werden die Nerven komprimiert und es kommt zu Symptomen.
Zu Beginn können Patienten Schmerzen und Missempfindungen (Kribbeln, Brennen, Druckgefühl, Taubheit) im Gesäss, in den Beinen und in den Füssen verspüren. Die Gehstrecke wird zunehmend geringer (Claudicatio spinalis/Schaufensterkrankheit) und es müssen wiederholt Pausen eingelegt werden.
Im schlimmsten Falle können die Patienten schmerzbedingt und durch Krämpfe nur noch weniger als 20 Meter laufen und haben einen Muskelkraftverlust und Kontrollverlust der Beine. Beim Vornüberbeugen des Oberkörpers (z.B. Fahrradfahren, in die Hocke gehen, Abstürzen am Einkaufswagen) tritt durch ein hinteres Aufklappen eine Verbesserung der Beschwerden auf.
Konservative Behandlung
Bei sehr milden Beschwerden und ohne Nachweis einer Schädigung der Nerven kann eine konservative Therapie durchgeführt werden. Hierzu gehören eine medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln und das Erlernen physiotherapeutischer Anwendungen. Radiologisch gesteuerte epidurale Infiltrationen können ebenfalls bei milden Beschwerden herangezogen werden.
Im Gegensatz zu einem lumbalen Bandscheibenvorfall hat die konservative Therapie bei der lumbalen Spinalkanalstenose zufolge geringerem Schrumpfungspotential weniger Erfolgschancen. In Studien konnte gezeigt werden, dass bei klaren derartigen Beschwerden und Nervenschädigungen eine operative Therapie der konservativen Therapie überlegen ist.
Stenose Lendenwirbelsäule (LWS)
Operative Therapie
Die operative Therapie sollte bei zunehmender Immobilität und bei nachgewiesenen Nervenschädigungen in Erwägung gezogen werden. Vor allem bei älteren Patienten sollte eine Operation nicht aufgeschoben werden, da die Immobilität für diese Gruppe zu einer Abnahme ihrer Kondition und zunehmenden Abschwächung führt.
Das Ziel der Operation ist es, jene Strukturen, welche den Spinalkanal einengen und auf die Nerven drücken, zu entfernen. Es gibt diverse operative Techniken, deren Wahl sollte bei jedem Patienten durch den Operateur individuell getroffen werden. Ein möglichst gewebeschonender Zugang sollte dabei präferiert werden, um eine schnelle Erholung und rasche Mobilität des Patienten zu gewährleisten.
Endoskopische Dekompression – operativer Verlauf: Die Operation erfolgt in Vollnarkose. Der Patient wird in Bauchlage auf dem Operationstisch gelagert. Nachdem das erkrankte Segment mit Hilfe eines Röntgenbogens identifiziert wurde, wird eine 1.5 cm Hautschnitt angelegt und die Muskulatur mit mehreren Dilatationshülsen vorsichtig aufgedehnt. Anschliessend wird ein Arbeitsschaft mit Endoskopie vorgeschoben.
Unter endoskopischer Sicht werden nun die Strukturen, welche auf die Nervenwurzel drücken, entfernt. Dies kann einseitig und nach Schrägstellen des Arbeitsschaftes auch beidseitig erfolgen. Am Ende der Operation sollten alle Nervenwurzeln und der Duralschlauch freiliegen. Kleinere Blutungen werden gestoppt und unter endoskopischer Sicht wird der Arbeitsschaft vorsichtig zurückgezogen, sodass sich die zuvor aufgedehnte Muskulatur wieder zusammenschieben kann. Die Operation dauert etwa 45 bis 60 Minuten.
Mikroendoskopische lumbale Dekompression an der Lendenwirbelsäule (LWS)
Erfolgschancen und Nachbehandlung
Die Beinschmerzen sind nach einer Operation bei ca. 85% der Patienten verschwunden. Internationale Studien habe gezeigt, dass Patienten nach einer Operation innerhalb der ersten 10 Jahre besser davon profitieren als Patienten, die sich einer konservativen Therapie unterziehen. So berichten 70-80% der Patienten nach der Operation von dieser in einer Weise profitiert zu haben, dass sie nicht mehr im Alltag eingeschränkt werden. Innerhalb der ersten 10 Jahre nach der Operation ist in 13% der Fälle aufgrund von Abnutzungen im angrenzenden Segment eine erneute Operation notwendig.
Das Risiko der Operation mit schweren bleibenden Schädigungen liegt bei weniger als 1%. Das Risiko einer Nachblutung oder postoperativen Infektion liegt bei 1-2%. Am ersten postoperativen Tag werden die Patienten mit Hilfe unserer Physiotherapeuten angeleitet und schnellstmöglich vollständig mobilisiert. Eine weitere Therapie in einer Reha-Klinik ist in der Regel nur bei Patienten mit einer vorbestehenden Muskelschwäche und Problemen beim Gehen notwendig.