Endoskopie und minimalinvasive Wirbelsäulenchirurgie – PD Dr. med. Benedikt Burkhardt im Tagesanzeiger-Gesundheitsportal
Quelle: Artikel im Tagesanzeiger Gesundheitsportal
Die moderne und schonendste Technik der Wirbelsäulenchirurgie – auch Schlüssellochchirurgie genannt – wird am Wirbelsäulenzentrum Zürich mit langjähriger und bewährter Erfahrung angewendet. Sie ist eine besondere Erweiterung der klassischen und mikrochirurgischen Verfahren und ermöglicht es über kleinen Zugangsweg zur erkrankten Körperstelle zu gelangen, um einen operativen Eingriff unter ständiger Ausleuchtung des Operationsareals mit einer Kamera durchzuführen. Je nach Lokalisation und Ausprägung der Erkrankung kann diese endoskopische Operationstechnik angewendet werden.
PD Dr. med. Burkhardt
Wirbelsäulenzentrum / Spine Center Zürich – WSC (Partner)
Klinik Hirslanden
Witellikerstrasse, 8032 Zürich
Diagnose Bandscheibenvorfall (Diskushernie)
Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule gehören zu den häufigsten Leiden in den westlichen Gesellschaften, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Ab dem 20. Lebensjahr kommt es zur Abnutzung der Bandscheiben. Schwere körperliche Belastung, Fehlhaltung, Rauchen und genetische Faktoren beeinflussen diesen Abnutzungsprozess. Rückenschmerzen sind eine der häufigsten Beschwerden für einen Arztbesuch. Nicht selten ist ein Bandscheibenvorfall eine mögliche Ursache dafür.
Die Bandscheibe ist der elastische Puffer zwischen den Wirbelkörpern. Bei einem Bandscheibenvorfall reisst der äussere Faserring ein. Bei Belastung können so Teile des Bandscheibenkerns durch den eingerissenen Faserknorpel austreten und auf die dahinter liegende Nervenwurzel drücken. Der Druck, der auf den Spinalnerven ausgeübt wird, löst eine Entzündungsreaktion aus, die Immunzellen anlockt und dann allmählich den Bandscheibenvorfall auflöst. Dies gelingt leider nicht in jedem Fall. Dieser Prozess dauert ca. 6-12 Wochen und hat eine Heilungschance von über 80 %. Da die Entzündung und der Druck auf den Nerven zu Schmerzen führen, richtet sich die konservative Therapie in erster Linie auf die Reduktion und Linderung der Schmerzen, um dem Körper Zeit zu geben, den Bandscheibenvorfall zu resorbieren.
Konservative Therapie
Die konservative Therapie, eine nicht-operative Behandlung, besteht aus schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten, oft kombiniert mit Physiotherapie. Die konservative Therapie kann durch eine Infiltration ergänzt werden. Dabei wird die komprimierte Nervenwurzel mit einem Gemisch aus Lokalanästhesie und Kortison unter CT-Kontrolle punktgenau umspritzt, um die Schmerzen zu lindern. Erst wenn alle konservativen Therapieoptionen ausgeschöpft sind und zu keiner wesentlichen Beschwerdelinderung geführt haben oder wenn neurologische Ausfälle vorliegen, sollte über eine operative Therapie gedacht werden. Erst dann macht eine Operation mit massgeschneidertem Behandlungskonzept Sinn.
Selbsttherapie
Folgende Mittel können helfen, starke Rückenschmerzen zu lindern:
- keine schwere körperliche Belastung
- Vermeiden vom Heben oder Verdrehen der Wirbelsäule
- wenn nötig Einnahme von Schmerzmedikamenten zur Vermeidung einer Fehlhaltung
- Wärmeapplikationen
Eine konservative Therapie ist nicht indiziert, wenn der ausgetretene Bandscheibenvorfall die Nervenwurzel so stark komprimiert, sodass diese geschädigt wird und es zu hochgradigen Lähmungen und Funktionsverlust im Fuss oder im Bein, sowie zu einer gestörten Funktion der Blase und des Mastdarms kommt.
Historie der Bandscheibenchirurgie
Die klassische mikrochirurgische Bandscheibenoperation wird über einen kleinen Schnitt am Rücken durchgeführt. Über diesen wird dann unter Sicht mit der Lupenbrille oder dem Mikroskop der Zugangs zum Spinalnerven und dem Bandscheibenvorfall präpariert bevor dieser dann entfernt wird. Diese Operationstechnik ist über Jahrzehnte erprobt und standardisiert. Während des Zugangs wird dabei allerdings auch gesundes Muskelgewebe verletzt oder gar entfernt.
Die Bandscheibenchirurgie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Durch die technische Weiterentwicklung konnte die Ausleuchtung des OP Areals und die farbliche Darstellung der anatomischen Strukturen verbessert werden. Die Ausleuchtung des Operationsareals nimmt mit der Distanz der Lichtquelle zur Oberfläche aufgrund von Absorption und Reflektion ab. Je schmaler der operative Zugang ist, desto weniger Licht gelangt hindurch. Zudem ist es schwierig mit einer Lichtquelle, welche 30 bis 40 cm oberhalb des Operationsareals ist, versteckte Winkel auszuleuchten. Die Weiterentwicklung der Endoskopie als Visualisierungstechnik erlaubt es die Lichtquelle durch minimaleninvasiven Zugang nur wenige Millimeter vom Operationsareal zu platzieren und mit gewinkelten Optiken jede Ecke auszuleuchten und anatomische Strukturen darzustellen. Daneben bietet das Endoskop ein Weitwinkel, den gewünschten Vergrößerungsfaktor und die entsprechende Tiefenschärfe, womit die operative Sicht wesentlich verbessert wurde. Dadurch konnte der Hautschnitt und der operative Zugang für spezielle Erkrankungen minimiert werden. Des Weiteren hat die Entwicklung der Monitore die operative Sicherheit erhöht, indem es die Schärfe und Detailtreue wesentlich verbessert hat. Heute werde HD und 4K-Endoskope und Monitore eingesetzt mit höchster Schärfe und Farbbrillanz.
Aufgrund der unterschiedlichen operativen Technik, im Vergleich zu den traditionellen Operationen, verlangt diese endoskopische minimalinvasive Technik eine lange Lernkurve und dem Operateur Erfahrung ab, um eine gutes Ergebnis zu erzielen
Verfahrenstechnik der endoskopischen minimalinvasiven Operation
Anhand eines hochauflösenden Endoskops und gewinkelter Optiken kann der Wirbelsäulenchirurg über einen minimalinvasiven Zugang die Nervenstrukturen erkennen. So gelingt es unter Videoüberwachung mit feinsten Instrumenten, das Bandscheibengewebe sicher von den Nerven zu entfernen. Dank stetiger Forschung und Weiterentwicklung dieser Methodik ist die Operation einer Wirbelsäulenerkrankung – Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose oder Gelenkzysten – ohne Verletzung der wichtigsten Ansätze der Rückenmuskulatur durchführbar. Die Narbenbildung im Gewebe sowie rund um die Nerven wird auf ein Minimum reduziert. Die Operation wird in Bauchlage und in Vollnarkose durchgeführt. Mit einem Röntgen wird der ideale Ort des Hautschnitts identifiziert. Über eine kleinen Hautschnitt (ca. 1.5 cm) wird eine Hülse eingeführt und ein Endoskop mit integriertem Arbeitsschaft millimetergenau, unmittelbar vor den Bandscheibenvorfall platziert. Der Nerv wird mit dem Endoskop visualisiert und langsam vom entzündlichen Gewebe und dem Bandscheibenvorfall mit speziellen Mikroinstrumenten (Greifzangen, Nervenhaken) sicher befreit, bis der Nerv wieder frei verläuft. Die gesamte Operation wird über eine hochauflösende Kamera in Echtzeit auf einen Bildschirm übertragen, so kann das gesamte Operationsteam den exakten Ablauf jederzeit verfolgen.
Ähnlich wie an der Lendenwirbelsäule kann auch an der Halswirbelsäle ein Bandscheibenvorfall mit dieser Technik entfernt werden, sofern dieser seitlich des Rückenmarks liegt.
Dieses minimalinvasive Verfahren ermöglicht die Entfernung des Bandscheibenvorfalles unter weitgehender Schonung des gesunden Gewebes. Die Narbenbildung im Gewebe sowie rund um die Nerven wird auf ein Minimum reduziert. Da es sich um eine risikoarme, geschlossene Operation handelt, gibt es selten schwere Komplikationen.
Vorteile der minimalinvasiven und endoskopischen Bandscheibenchirurgie
- kleine Hautinzision (ca. 1.5 cm)
- kurze OP-Dauer (< 1h)
- marginale Traumatisierung des Gewebes: Schonung der Muskeln, Bänder und Sehnen
- schnelle Genesung der Patientinnen und Patienten und kurzer stationärer Aufenthalt
- geringerer Blutverlust
- reduziertes Risiko einer postoperativen Infektion durch permanente Spülung des OP-Gebiets und damit ein Auswaschen von Entzündungsfaktoren
- limitierter Bedarf an postoperativen Schmerzmedikamenten
Typische Wirbelsäulenerkrankungen, die mit der endoskopischen Methode operiert werden können
- Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule
- Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule
- Lumbale Spinalkanalstenose
- Lumbale Synovialzyste
- Knöcherne Nervenkanalverengung der Halswirbelsäule
Nachbehandlung und Rehabilitation nach der endoskopischen Bandscheiben-Operation
Eine ärztliche Kontrolle findet am Tag der endoskopischen minimalinvasiven Bandscheiben-Operation statt. Nach der Operation ist eine rasche Mobilisation geplant und entsprechend dem Genesungsprozess, wird die weitere Therapie individuell mit dem Patienten, der Patientin koordiniert. In der Physiotherapie werden anschließend individuell angepasste postoperative Rehabilitationsmaßnahmen besprochen. In der Regel kann das Physiotherapie-Programm 1 Woche nach dem Eingriff im ambulanten Setting unter Aufsicht fortgeführt werden.Bereits nach 1 Woche können Bürotätigkeiten wieder aufgenommen werden, in einzelnen Fällen auch schon wenige Tage nach der endoskopischen Bandscheiben-OP.
Radfahren und Schwimmen sind bereits nach 2-4 Wochen wieder möglich. 6 Wochen nach der Operation ist eine Rückkehr zum gewohnten Sport oder Fitnesstraining möglich. Auf einen möglichen Kur- oder Rehaaufenthalt folgen regelmässige ambulante postoperative Kontrolluntersuchungen. Hier wird nochmalig sichergestellt, dass die Wundheilung und Regeneration entsprechend verläuft und der Patient, die Patientin eine gute Schmerzreduktion und bessere Mobilität wiedererlangt. Nach Abschluss des ersten Jahres werden Kontrolluntersuchungen in längeren Abständen durchgeführt.
Fachveranstaltung
Wirbelsäulen-Symposium
30. Januar 2025
Das erste interdisziplinäre Hirslanden Wirbelsäulen-Symposium bietet wertvolle Einblicke in die Behandlung von Wirbelsäulenleiden. Anhand fallbasierter Verläufe werden unterschiedliche Konzepte diskutiert.
Massgeschneiderte Therapie an der Wirbelsäule
Tagesanzeiger, 15. Juni 2024
Für den Erfolg einer Behandlung ist die individuell ausgerichtete Therapie essenziell. PD Dr. med. B. Burkhardt erklärt, welche Aspekte das Ergebnis einer OP beeinflussen.
Fachveranstaltung – 6. ISMISS & 16. MISS Summit Forum
Aichi, Japan – 15. – 16. März 2024
Anlässlich der 6. Tagung der internationalen Gesellschaft für Minimal Invasive Spine Surgery (ISMISS) und der 16. Tagung der Minimally Invasive Spine Summit (MISS), in Aichi, Japan, hat PD Dr. med. B. Burkhardt zu minimalinvasiven endoskopischen Wirbelsäulenchirurgie referiert. Während dieses Kongresses stellte Dr. Burkhardt, als ISMISS National Representative Schweiz, seine Erfahrungen und Ergebnisse dieser zukunftsweisenden und gewebeschonenden Operationstechnik dem fachkundigen Publikum zur Diskussion vor.
Nackenschmerzen mit Ausstrahlung: Muskelverspannungen oder Diskushernie?
Tagesanzeiger, 09. März 2024
Nur sehr selten weisen Nackenschmerzen auf eine ernsthafte Erkrankung hin. PD Dr. med. B. Burkhardt erklärt, bei welchen Symptomen eine ärztliche Abklärung erfolgen sollte.
Spinale Neurochirurgie: Vom Fortschritt profitieren
Tagesanzeiger, 26. August 2023
Wichtig für eine wirksame Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule ist eine moderne Wirbelsäulenchirurgie. Gehört der minimalinvasiven endoskopischen Operationstechnik die Zukunft?
Diagnose Bandscheibenvorfall: Standard-OP oder minimalinvasive endoskopische Operation?
SonntagsZeitung, 02. Juli 2023
Wenn konservative Therapien bei einem Bandscheibenvorfall nicht helfen, kann eine OP nötig sein. Welche Vorteile hat ein minimalinvasiver endoskopischer Eingriff? Und wie sind die Erfolgsaussichten?
Fachveranstaltung
38. International ISMISS Course
Zürich
10. – 11. Februar 2023
Weiter- und Fortbildungsveranstaltung für Ärzte:
Das Wirbelsäulenzentrum der Klinik Hirslanden richtet den 38. International Course for Minimal Intervention in Spine Surgery (ISMISS) aus. Diese seit 40 Jahren bestehende Fortbildungsveranstaltung des ISMISS befasst sich ausschliesslich mit minimalinvasiven Therapieoptionen für Erkrankungen an der Wirbelsäule.
PD Dr. med. Benedikt Burkhardt in der Sonntagszeitung
SonntagsZeitung, 18. Dezember 2022
Diagnose Spinalkanalstenose. Konservative Behandlung oder Wirbelsäulen-OP?
Ist der Wirbelkanal in der Lendenwirbelsäule verengt, entstehen oft starke Schmerzen. Welche Vorteile ein endoskopischer Eingriff bringt und wie die Erfolgsaussichten sind, erläutert PD Dr. Benedikt Burkhardt.
Fachveranstaltung
Hirslanden Academy
Neue Therapieansätze in der Chirurgie
24. November 2022
Interdisziplinäre Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte, Spezialistinnen und Spezialisten
Bandscheibenvorfall – Eine allfällige OP ist nur ein Teil der Therapie
Schweizer Illustrierte, 05. August 2022
Ohne sie wären wir steif: Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbeln und sorgen dafür, dass unsere Wirbelsäule beweglich ist. Mit zunehmendem Alter kann es jedoch zu einem Verschleiss kommen. Ein Experte erklärt, wie wir bei einer Diskushernie richtig reagieren.